Genossenschaftliches Wohnen gemeinsam gestalten
Das Neubauquartier lädt durch offene Laubengänge, gemeinschaftlich genutzte Dachterrassen und Freiflächen wie etwa der Gemeinschaftswiese zu vielfältigen Begegnungen, Kommunikation und gemeinsamen Aktivitäten ein. Auch die unterschiedlichen (gemeinschaftlichen) Wohnangebote fördern das soziale Miteinander. Neben dem flexiblen Wohnraumangebot für die künftige Mieterschaft sind gleichzeitig vielfältige soziale Strukturen angelegt, die ein gutes Miteinander braucht. Der Blick auf die soziale Quartiersgestaltung ist für uns entscheidend, um ein krisenfestes Quartier zu schaffen, das langfristig Wohnraum für Menschen aller Lebenslagen bietet. Wir als Baugenossenschaft können die Aufgaben des sozialen Quartiersmanagements nicht auf Dauer leisten. Daher startete im Dezember 2024 ein Beteiligungsprozess: Im Dialog mit interessierten Personen und Akteuren erarbeiten wir partizipativ die Grundlagen und Strukturen für das zukünftige Zusammenleben im Neubau. Kernthema ist neben den vielfältigen Aspekten des gemeinschaftlichen Wohnens die Übernahme von Eigenverantwortung der Mieter*innen nach der Aufsiedelung.
Formiert hat sich eine „Kerngruppe“ aus ehrenamtlich Engagierten aus Stuttgart-Rot und darüber hinaus. Nicht alle haben die Absicht später im Neubau zu wohnen – einige treibt ihr Interesse an einem nachbarschaftlichen Miteinander und dem Aufbau funktionierender Gemeinschaften an. Mit dabei sind daher auch Vertreter*innen der sozialen Träger, die im Stadtteil und künftigen Neubau aktiv sind. Organisiert in Arbeitskreisen, die sich mit den verschiedenen Ebenen (Wohnung – Haus – Quartier – Stadtteil) befassen, werden bis Ende 2025 Leitlinien erarbeitet, die Begegnung, Kommunikation und nachbarschaftliche Netzwerke ermöglichen sowie die gesamte Bewohnerschaft aktivieren. Und ganz nebenbei können Gleichgesinnte für künftige Gemeinschaftsangebote, wie etwa Kochen oder Urban Gardening, gefunden werden.

Mitmachen? Rückfragen?

Praxischeck der Zwischenergebnisse
Zentraler Baustein des Beteiligungsprozesses sind selbstorganisierte Arbeitskreis-Treffen, der Austausch in der Kerngruppe – digital wie analog – und die Rückkopplung von erarbeiteten Zwischenergebnissen. Genutzt wurde dafür zum Beispiel die an die offizielle Grundsteinlegung anschließende Veranstaltung. Die Kerngruppenmitglieder stellten ihre Ideen vor und erhielten im Gegenzug von den Teilnehmenden Feedback und neue Impulse. Bis Jahresende ist eine weitere Aktion geplant: Am 11. September 2025 sind alle Interessierten eingeladen, im WohnCafé mit der Kerngruppe und uns ins Gespräch zu kommen.
Planen bedeutet für uns: Nicht wir für Sie – sondern Sie mit uns!
Getreu diesem Motto haben wir in Kooperation mit der Baugenossenschaft Zuffenhausen eG von 2021 bis zum Beginn der Abbrucharbeiten im Herbst 2023 neben Fachleuten auch die Bewohnerschaft und Akteure im Stadtteil (u. a. soziale Träger, Vereine, Kirche) intensiv in den Planungsprozess eingebunden. Das vom baden-württembergischen Landesbauministerium geförderte Projekt „Reallabor Wohnen – resilient und generationengerecht für Alle in Stuttgart-Rot“ ermöglichte diesen offenen Dialog und die Umsetzung innovativer Beteiligungsformate wie etwa das Modellwohnen. Gemeinsam diskutiert wurde, wie das Wohnen und Zusammenleben künftig im Quartier am Rotweg gestaltet werden soll und welche besonderen Bedarfe in der Planung zu berücksichtigen sind. Eine Laborbühne als Veranstaltungsfläche zwischen den ehemaligen Zeilenbauten oder das WohnCafé boten Raum für die Veranstaltungen. Bereits leerstehende Wohnungen wurden zudem als temporärer Wohnraum für Studierende und Geflüchtete zur Verfügung gestellt und dienten als Ausstellungsraum für das Miniaturmodell.
Crossmediale Information und Öffentlichkeitsarbeit
Über die Veranstaltungen hinaus wurden alle Genossenschaftsmitglieder in Stuttgart-Rot durch vier Ausgaben einer neu etablierten, kostenfreien Stadtteilzeitung regelmäßig über den Prozessfortschritt und Beteiligungsmöglichkeiten informiert. Aushänge in den Gebäuden und an zentralen Orten im Quartier (z. B. Kiosk, Bäcker, Infoladen), Briefkasteneinwürfe und eine Projektwebseite waren zentrale Elemente der transparenten Kommunikation zum Neubauvorhaben.
Zusammenarbeit in einem
vielfältigen Akteursnetzwerk
Die unterschiedlichen Partner*innen brachten sich zu unterschiedlichen Zeiten mit unterschiedlichen Ressourcen ins Projekt ein, um die Planung des Neubauquartiers bedarfsgerecht weiterzuentwickeln. Entstehend dieses vielfältigen Akteursnetzwerks werden unterschiedliche
Aspekte von Wohnen und Zusammenleben abgebildet – ein wesentlicher Baustein für innovatives Wohnen und
sorgende Nachbarschaften.
Von anderen Projekten
lernen
Gemeinsam als Projektteam besuchten wir genossenschaftlich getragene Quartiersprojekte in Zürich und in Wien, um hilfreiche Anregungen zu den vielfältigen Themen der Quartiersentwicklung zugewinnen. Einblicke gab es u. a. in gemeinschaftliche Wohnformen wie etwa Clusterwohnungen, in das Management von Gemeinschaftsräumen (Küchen, Jokerräume) und in Organisation selbstverantworteter Gemeinschaftsprojekte (Dachbegrünung, Feste).
Beispielgebend für andere Quartiersprojekte
Die im „Reallabor Wohnen“ gewonnenen Erkenntnisse wurden zum Projektabschluss in Form eines Schwarzbuchs zusammengefasst. Die zentralen Herausforderungen und konkrete Handlungsempfehlungen werden darin aufgezeigt.